Miteinander im Stadion – FairPlay auf und neben dem Platz!
Ob EM, Bundesliga oder Kreisliga-Begegnungen – Fußballspiele leben von Emotionen aller Beteiligten: die Spielerinnen und Spielern, das Team an der Seitenlinie und vor allem die Fans und Zuschauenden am Rand des Spielfeldes oder in einem vollen Stadion. Anfeuernde Fangesäge, jubelnde Freudenschreie der Fangruppen oder die gemeinsame Enttäuschung und der Ärger über eine Niederlage – all das macht ein Fußballspiel zu einem wahren Erlebnis. Allerdings nur so lange die im Sport allgemein bekannten Regeln des „FairPlays“ und eines fairen und friedlichen Miteinander auf und neben dem Platz eingehalten werden.
Dies ist immer häufiger nicht der Fall. So verzeichnete die Statistik des DFBs für die Spielzeit 2022/2023 über alle Ligen hinweg insgesamt 961 Spielabbrüche aufgrund eines Gewalt- oder Diskriminierungsvorfalles.* Mit Blick auf die Gesamtanzahl an Spielen von über 1,2 Millionen pro Saison ist diese Zahl zwar nur ein Bruchteil, dennoch frage ich mich, warum überhaupt ein einziges Spiel aufgrund des Verhaltens der Beteiligten abgebrochen werden muss.
Was in einem Spielabbruch endet, beginnt bereits häufig nonchalant in gegenseitigen Äußerungen der Fans. Im vergangenen Jahr wurde ich selbst bei einem Samstagabend-Topspiel der ersten Bundesliga Zeugin davon, mit welcher Selbstverständlichkeit bereits bei der Ansage der Spielernamen diese jeweils von den gegnerischen Fans mit „Arschloch“ kommentiert wurden. Im weiteren Spielverlauf häuften sich die Fangesänge mit üblen Beschimpfungen und Beleidigungen, die sogar gemäß den erwachsenen „Vorbildern“ von Kindern und Jugendlichen mitgegrölt wurden, das dies ja offensichtlich zum Fanverhalten und zum Fußball dazugehöre. Für mich gehört dies keineswegs dazu, nicht zum Fußball und nicht zu einem fairen und friedlichen Miteinander in unserer Gesellschaft.
Über die Autorin
Anne Köhler, 34 Jahre alt, war selbst viele Jahre als Fußballerin aktiv, ehe sie ehrenamtlich im Sportverband aktiv wurde. Als Vorsitzende der Württembergischen Sportjugend und Vizepräsidentin des Württembergischen Landessportbundes vertritt sie die Interessen von über 885.000 jungen Menschen und setzt sich insbesondere für die Themen Prävention und Schutz vor sexualisierter Gewalt sowie Wertevermittlung durch Sport ein. Im Hauptberuf leitet sie als hauptamtliche Geschäftsführerin die Geschicke des VfL Sindelfingen 1862 e.V., einer der größten Mehrspartenvereine in Baden-Württemberg mit 9.000 Mitglieder in 28 verschiedenen Sportarten.
Das, was in den Bundesliga-Stadien auf den Rängen und auf dem Platz passiert, findet mittlerweile auch im Amateur-Bereich statt. Dort beobachte ich seit einiger Zeit eine zunehmend aggressivere Sprache auf den Fußballplätzen, eine höhere Gewaltbereitschaft und ein wachsendes Konfliktpotenzial zwischen Spielern, Trainern, Eltern und Zuschauenden.
Um diese negative Entwicklung aufhalten zu können, braucht es das Engagement aller, die am Sport teilhaben. Sport vermittelt Werte – jedoch nicht durch die sportliche Betätigung allein, sondern es braucht Menschen, die als Vorbilder vorangehen, die gemeinsam mit anderen ihren Wertekompass ermitteln und nach diesen handeln. Diese Menschen braucht es im Sport – in den Vereinen, in Verbänden, in den Fanszenen und es braucht sie in unserer Gesellschaft. Jeder von uns kann ein solches Vorbild sein, mit Courage, Menschlichkeit und FairPlay – auf und neben dem Platz.
* Quelle: https://www.dfb.de/fair-playgewaltpraevention/gewalt-praevention/gewalt-frueh-erkennen/lagebild/
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