United by Football - 

und der christliche Glaube dribbelt mit!

Theologische Impulse zum Logo der Fußball-EM

von Dr. Doris Hiller

Habt ihr euch schon das offizielle Video zum offiziellen Logo der UEFA Euro 2024 angesehen (www.youtube.com/watch?v=UV9BwBfOBA8)? Hier ein paar Gedanken, die ich dazu habe:

Fußball vereinigt, Fußball verbindet – Völker, Nationen und die ganze Welt: ein generationenübergreifendes, farbenfrohes und vielstimmiges Fest wird beschworen, erhofft, schon einmal vorgestellt. Wie hat es der Sport doch gut: Jenseits aller (Sport-)Politik, kann er – aktiv betrieben – einfach nur friedlich und fröhlich feiern und lebt auf dem Spielfeld alle Werte vor, die für das Miteinander von Menschen gelten – und die Zuschauenden sind aufgefordert, diese mitzumachen und nach draußen, vor das Stadion zu tragen.

Auch Uli Hoeneß erinnerte bei der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer an das schon einmal erlebte: das Sommermärchen 2006, als die einladende Nation stolz auf sich war, weil gelebte Völkerverständigung als Fan-Kultur auf den Straßen tanzte. Das soll auch in diesem Jahr wieder erreicht werden – und dann muss Uli Hoeneß aktuell werden, trägt in die Erinnerung an die bunte Fröhlichkeit auch die Verantwortung ein, die wir „united“ für die Gesellschaft haben, ausdrücklich ohne Werteunion und AfD.

Das Video zur Euro2024 ist unterlegt mit beschwingter, leichtfüßiger Musik und ruft dazu auf, sich gemeinsam auf den Weg nach Deutschland zu machen. Es mag in seiner bunten Ausgelassenheit für den Moment vergessen machen, dass das Zielland nicht nur aus Willkommenskultur besteht. Aber: Die, die im Juni/Juli kommen, machen mit denen, die im Januar zu Tausenden auf die Straßen gegangen sind, gemeinsame Sache: gegen eine rechtslastige Werteunion und für die wahren united-Werte von Toleranz, Akzeptanz und Respekt. Die, die kommen und auch wieder gehen – mehrheitlich latent gefrustet, weil nur ein Team Europameister wird – werden mit der united-Erfahrung von Fußball-Deutschland im Rücken die Euphorie in ihre Herkunftsländer tragen und damit auch das gelebte Miteinander, das andere toleriert, akzeptiert und respektiert.

Die Schlussbotschaft des Video-Clips – Zusammen bauen wir dem Fußball ein zuhause – nimmt dem United-Slogan ein wenig die dynamische Weite. Nicht mehr durch (by Football), sondern für den Fußball (for Football) wird ein gemeinsames Haus gebaut. Aber wie gut, dass hier der christliche Glaube als Dribbel-Künstler in Sachen Verständigung einspringt. In ihm beGEISTert der united-Gedanke und verbindet sich mit der BeGEISTerung, die durch Fußball ausgelöst wird. Und so finden wieder die Menschen zusammen – es werden kommen von Osten und Westen, von Norden und von Süden: in meinem gedachten Video werden auf dieser Wanderung biblischen Ausmaßes (nachzulesen im Lukas-Evangelium, im 13. Kapitel) auch Spielgeräte und natürlich Fußbälle dabei sein. Sonst – so stelle ich mir vor – ist die Wanderung ziemlich langweilig, ermüdend und anstrengend. Fußbälle begeistern eben. Am Ziel der Völkerwanderung steht übrigens kein Haus, sondern ein Tisch, an dem alle Platz nehmen werden. Angekommen und united forever.

Doris Hiller

EKD-Referentin für Glaube und Dialog

(u.a. zuständig für „Kirche und Sport“)