Grußwort des DFB-Präsidenten

Bernd Neuendorf

 

Liebe Freund*innen des Fußballs,

für Millionen Menschen in Deutschland gilt: Fußballzeit ist die beste Zeit. Denn der Fußball bietet Abwechslung vom Alltag, er steht für Gemeinschaft und Bewegung, er sorgt für Emotionen und für Integration, für Freude und Freundschaften. Tatsächlich soll es auch Menschen geben, die mehr Zeit am oder auf dem Fußballplatz als zu Hause verbringen. Sie haben einst ihr Herz an einen Fußballverein verloren. Zum Teil sind sie ihm länger verbunden als ihrer Lebenspartnerin oder ihrem Lebenspartner. Dann spricht man gerne davon, dass diese Menschen mit dem Fußball verheiratet sind. Manchmal fast sprichwörtlich.

Apropos Heirat: Wer eine starke Verbindung zu seinem Verein und zum Fußball verspürt, kann heutzutage auch im Stadion den Bund fürs Leben schließen. Das ist in einigen Arenen in Deutschland möglich, unter anderen in unseren EM-Stadien in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Gelsenkirchen, Köln und Stuttgart. Und aus dem Amateurfußball ist manch kreativer Heiratsantrag auf dem Sportplatz überliefert, gerne unter Einbindung der ganzen Mannschaft.

Dass Fußballzeit die beste Zeit ist (und es künftig auch bleibt), dafür sorgen in Deutschland unzählige ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer. Mit dem Slogan der DFB-Kampagne verbindet sicher jeder etwas anderes. Aber fast immer geht es um Gemeinschaft, um Zusammenhalt und Verbundenheit.

Mir etwa schießen Bilder von meinen Kindheitshelden in weiß-schwarzen Trikots mit dem Adler auf der Brust in den Kopf. Wie ich sie gemeinsam mit Freunden am Fernseher bewundert und ihnen die Daumen gedrückt habe. Bilder vom Kicken als kleiner Junge auf dem Bolzplatz und später vom Zusammensein in der Kabine nach einem Punktspiel. Von Momenten des Glücks nach Siegen in der Nachspielzeit und der Niedergeschlagenheit nach einem verlorenen Derby. Von wildfremden Menschen aus verschiedenen Nationen und Kulturen, die auf dem Fußballfeld zu einem Team zusammenwachsen und manchmal Freunde fürs Leben werden. Von Fans aus allen gesellschaftlichen Gruppen, egal welchen Alters, die auf der Tribüne gemeinsam mit ihrer Mannschaft fiebern und zusammen feiern. Und manchmal gemeinsam trauern. Das ist der Fußball, den wir alle lieben und den wir in diesem Sommer während der Europameisterschaft in Deutschland erleben werden. 

Unsere mehr als 24.000 Vereine in Deutschland verkörpern dieses Wir-Gefühl. Hier finden Menschen Gemeinschaft. Und das ist auch dringend nötig. Denn die Fliehkräfte in unserer Gesellschaft sind unübersehbar. Umso bedeutsamer sind die vielen ehrenamtlich Engagierten, denen am Gemeinwohl gelegen ist und nicht an Spaltung. Wir messen unseren Wohlstand häufig an Wachstumsraten und am Bruttosozialprodukt. Man kann aber auch eine ganz andere Rechnung aufmachen: Denn ohne die Ehrenamtlichen in unseren Vereinen und im sozialen Bereich, ohne diesen herausragenden Einsatz, wäre es um unsere Gesellschaft schlecht bestellt. Der wahre Reichtum einer Gesellschaft sind die Menschen, die sich uneigennützig für das Gemeinwohl einsetzen, ohne nach einer Gegenleistung zu fragen, oder danach, ob sich ihr Einsatz rechnet. Dafür kann man nicht oft genug Danke sagen. Denn wenn wir uns nicht um unsere Ehrenamtlichen kümmern, stürzt alles in sich zusammen, nicht nur der Fußball.

Ihr

Bernd Neuendorf

DFB-Präsident